Die Menschen lebten damals auf den Geestrand, da waren sie vor den Sturmfluten sicher. Dort konnten sie Ackerbau betreiben und ihr Vieh weiden, vielleicht konnten Sie sogar in den Randbereichen der Marsch Heu gewinnen, um ihr Vieh durch den Winter zu bringen, oder dort jagen und Fische fangen. Und sie waren weitgehend sicher vor räuberischen Überfällen, denn südlich von ihnen dehnten sich Moore aus, die unpassierbar waren; und nördlich von ihnen erstreckte sich die menschenfeindliche Marsch. Die Römer haben böse Erfahrungen mit beidem gemacht, als sie versuchten, dieses unwirtliche Land zu erobern.
Bereits im 14. Jahrhundert wird in einem Hamburger Dokument belegt, dass die Siele auch die Funktion von Handelshäfen hatten. Für das 18. und 19. Jahrhundert konnte Karl-Heinz Wiechers nachweisen, dass in diesem Zeitraum in beiden Häfen an der Accumer Ee 162 Segelschiffe beheimatet waren.
Für die Produkte der Marsch waren diese Häfen damals der einfachste Handelsweg, gleichzeitig mußten Holz, Steine und andere Materialien importiert werden, weil sie in der Marsch nicht vorhanden waren.
Dementsprechend waren die Gewerbe im Sielhafenort Handel, Schiffbau und die dazu gehörigen Handwerke. Der größte Teil der Bewohner waren Seeleute, vom Schiffsjungen bis zum Kapitän. Auch Reeder hatten hier ihren Sitz. Damit gab es große Unterschiede zu den umliegenden Dörfern, die überwiegend durch die intensive Landwirtschaft der Marsch geprägt waren.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wuchsen mit dem Industriezeitalter die Schiffsgrößen und kam die Dampfschifffahrt auf, so dass alle Funktionen des Sielhafens mehr und mehr in die Mündungshäfen der Flüsse verlegt wurden. Damit wanderten auch die Seeleute langsam dorthin ab. Hier an der Küste blieb im wesentlichen nur die Fischerei als Erwerbsquelle. Aber auch sie hatte Absatzprobleme und konzentrierte sich zunächst auf die Produktion von getrockneten Krabben als Hühnerfutterzuschlag.
Auf den Ostfriesischen Inseln hatte sich bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein Bade- und Erholungsbetrieb entwickelt, der durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes einträglich wurde. Die Sielorte an der Küste kamen erst ab der Mitte des 20. Jahrhundert durch den zunehmenden Erholungstourismus aus dem Ruhrgebiet in eine neue wirtschaftliche Entwicklung. Es wurden künstliche Sandstrände aufgespült und Campingplätze errichtet. Die Vermietung von Gästezimmern und später von Ferienwohnungen brachten ein gesichertes Einkommen in die Sielhafenorte. Es entwickelte sich eine angemessene Gastronomie und andere touristische Aktivitäten, die Arbeitsplätze boten, allerdings war es ein sehr saisonabhängiges Gewerbe. Ab den 80-er Jahren des 20 Jahrhunderts kam ein neuer Trend auf. Zahlreiche Rentner aus dem gesamten Bundesgebiet entschieden sich dafür, ihren Wohnsitz an die Küste zu verlegen. Sie kannten die Orte durch frühere Ferien, sie hatten hier alle notwendige Infrastruktur in einer klimatisch und landschaftlich reizvollen und stressarmen Umgebung. Frühere Ferienwohnungen wurden in Dauerwohnsitze umgewandelt. Die Struktur der Geschäftswelt orientierte sich weitgehend an den Bedürfnissen dieser veränderten Bevölkerungsstruktur.
Aus dem uralten Hafen- und Handelsort hatte sich über die Notlösung des Fischereihafens ein Tourismusort entwickelt, der als zweites Standbein den Lebensraum für Senioren dazu gewann. Die Fischerei hat für das Image der Sielhäfen eine große Bedeutung. Der Tourismus garantiert eine hochwertige Nachfrage nach den Produkten der Fischerei und verhindert für den Hafenort den Eindruck eines reinen Tourismusortes, was ihn wiederum als Wohnort für Senioren attraktiv macht.
Axel Heinze
FÜHRUNGEN
Wir veranstalten regelmäßig Museumsführungen!
EINTRITTSPREISE
Erwachsene 4,00 Euro
Kinder bis 16 Jahre und Vereinsmitglieder frei.
ÖFFNUNGSZEITEN
Von April bis Oktober
Dienstag bis Sonntag
14.00 - 17.00 Uhr
SCHULEN IM MUSEUM
Unter dem Thema "Sielhafenorte früher und heute" können Schüler die Entwicklung eines regionalen Ortstypus erkunden.
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RADTOUREN
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