Die Türen des Wiechers-Huus
Türen sind wichtige Elemente an einem Haus!


Selbst der Klingelknopf aus Bronze dokumentiert noch den Wohlstand des Besitzers. Auch die doppelflügelige Tür lässt sich nicht lumpen, aber die kleinen geschliffenen Glasfenster waren im 19. Jahrhundert in Mode, in der Zeit des Biedermeiers.
Warum eine neue Tür in einem alten Rahmen?
Dahinter steckt wohl die Sturmflut von 1825, die nahezu das gesamte Dorf ausgelöscht hatte, nur die Häuser auf diesem Hafendeich haben die Katastrophe mit geringen Schäden überstanden.


Im Innern des Hauses wird gleich sichtbar, dass der gesamte vordere Bereich damals umgestaltet wurde. In jedem Fall hatte man hier auch nach dem wohl gewaltigen Schaden noch das Geld, alle Türen im Stil der Zeit in guter handwerklicher Qualität erneuern zu lassen. Dabei haben die Türen von der Diele keine Fenster, nur die Türen zwischen den einzelnen Stuben sind wie die Eingangstüren mit geschliffenen farbigen Glasscheiben gestaltet.
Im Rahmen dieses Umbaus wurden auch die Zugänge zum Dachgeschoß und zum Niederhaus völlig neu gestaltet. Ursprünglich waren hier nur Bodenklappen, durch die andere Bereiche über Leitern zu erreichen waren. Mit dem Umbau wurden hier Treppen eingebaut, die diese Zugänge wesentlich vereinfachten.
Spannender werden die Türen im hinteren Teil des Hauses. Im Jahr 1744 ließ der Kapitän Focke Focken das Haus wesentlich vergrößern, indem er das hintere Schleppdach anheben ließ. Dadurch wurden vier neue Räume im Bereich der Wohnung geschaffen, die auch neue Türen erforderlich machten. Bei diesen vier Türen wurden im Rahmen der Bausanierung die ursprüngliche Bemalung wieder freigelegt. Zwei der Türen waren handwerklich im Stil der Zeit völlig neu gestaltet worden, eine mit Scheiben im oberen Bereich, die andere mit hölzernen Füllungen.
Eine dritte Tür zwischen Diele und Küche war mit Hilfe eines Fensters gestaltet, das vorher in der Wand zwischen Eingangsdiele und Stube in die Wand eingelassen war. Die vierte Tür war von anderer Machart und wurde größenmäßig angepasst, sie war also offenbar aus anderer Quelle und damit vermutlich noch älter als die erstgenannten Türen. Gravierend ist der Unterschied in der Bemalung, aber dazu gleich mehr.


Drei der Türen sind über Aufschriften eindeutig auf das Jahr 1744 datiert. Die Initialen der
Hausbesitzer FF und LF stimmen mit den aus anderen Quellen bekannten Focke Focken und
Lüke Focken überein, Kapitän zur See mit seiner Ehefrau. Beide hatten das Haus wenige Jahre nach der Weihnachtsflut von 1717 gekauft und hatten jetzt offenbar genügend Kapital für solch eine gravierende Erweiterung des Hauses. Die wirtschaftliche Situation des Hafens dürfte also gut gewesen sein.
Das bezeugt aber auch der hochwertige und kunstfertige Anstrich der Türen.
Die Bemalung der dritten Tür war in der gleichen Qualität und deshalb vermutlich auch vom gleichen Maler ausgeführt. Auch Initialen und Daten stimmen überein.
Ganz anders war allerdings die vierte Tür. Bereits im Farbgutachten war festgestellt worden, dass die Speichen des Fensters mit Blattgold belegt waren. Es wurden überwiegend blaue Farbtöne genutzt, so dass die Tür weniger bunt erscheint. Auch die Blumenmuster sind nicht wiederzufinden. Dafür ist aber ein Türfach auf der Innenseite mit einem Landschaftsgemälde nur in Blautönen verziert. Alle Ränder sind in Gold gestaltet auf der der Küche zugewandten Seite. Die Rückseite zur Butzenkammer ist wesentlich schlichter, aber farblich vergleichbar.
Vermutlich wurde diese Tür irgendwo gekauft und mitgebracht, sie ist also wahrscheinlich wesentlich älter als die anderen Türen, aber sie gefiel dem Kapitän Focke Focken und machte sich gut neben der großen Feuerstelle, die im Stil der Zeit mit Fliesen und allem Zierrat neu eingebaut worden war bei der Erweiterung des Hauses.
Die Türen des Wiechers-Huus bieten eine Entdeckungsreise durch die Geschichte des Hauses und durch die Kultur seiner Bewohner.
Axel Heinze
Bilder: Mirja Harms und Axel Heinze














